Welche rechtlichen Probleme müssen gelöst werden, um die neuen Vermietungsmodelle zu realisieren?
Das deutsche Datenschutzrecht ist ein enormer Stolperstein bei der Entwicklung neuer Vermietungsmodelle. Sensorik ermöglicht es Vermietern natürlich immer, sehr genau nachzuvollziehen, wann eine Fläche genutzt wird – und häufig auch von wem. Die Erfassung dieser Daten kann durchaus kritisch betrachtet werden. Hier muss der Gesetzgeber für mehr Klarheit und Planbarkeit sorgen. Nicht zuletzt die DSGVO, deren Auswirkungen jeder von uns in seinem Mail-Posteingang sehen durfte, hat die deutsche Wirtschaft enorm verunsichert. Die Bundesregierung muss auf Basis der Vorgaben der Europäischen Union Regularien schaffen, um die Umsetzbarkeit neuer Vermietungsmodelle zu erleichtern. Sonst werden wir im internationalen Wettbewerb weiter abgehängt.
Sorgen temporäre Vermietungslösungen nicht für ein Absinken der Flächenqualität – beispielsweise im Hinblick auf die häufigen Umbaumaßnahmen oder den fehlenden repräsentativen Charakter der Flächen?
Wir dürfen das nicht als temporäre Lösung, sondern sollten es als flexible Lösung verstehen. Natürlich ist eine Anpassung an die Wünsche des Mieters sinnvoll, dann sollte sie aber auch allgemein und für zahlreiche andere relevante Nutzer funktionieren. Der repräsentative Charakter einer Fläche kann über ein modernes Ambiente gewährleistet werden. Wenn ein Mieter jedoch eher auf eine Bezahlung nach Nutzung achtet, soll er die Möglichkeit haben, eine funktionale und eben keine individuelle Fläche zu beziehen. Ankerimmobilien, die auf einen Mieter angepasst werden, können natürlich daneben immer noch angeboten werden. Auch hier können wir uns wieder an Nutzungsarten orientieren, die deutlich weiter sind, Büroflächen etwa. Coworking-Spaces werden auch von Konzernen - etwa zur Auslagerung von Kreativ- oder Innovationsabteilungen - genutzt und sind im Regelfall gar nicht an deren individuelle Anforderungen angepasst. Die klassische Arbeitsfläche, die auch den Designvorstellungen der Konzerne entspricht, gibt es aber nach wie vor. Es ist eben nur ein zusätzliches Angebot, also ein Incentive für Mitarbeiter. Und das nehmen sie dankend an.