3D-Drucker druckt einen blauen Gegenstand

Innovationstechnologien: 3D-Druck und Immobilie

Portraitfoto von Susanne Heck, Leiterin Marketing & Kommunikation
Selektives Lasersintern und bionische Strukturen? Das Vokabular der additiven Fertigung mag abstrakt klingen.

Die Veränderungen, die die neuartigen Fertigungsprozesse mit sich bringen, sind jedoch umso greifbarer. Das gilt nicht nur für die Unternehmen selbst, sondern auch für die von ihnen genutzten Industrieimmobilien.

An sich ist die Idee des 3D-Drucks keinesfalls neu. Bereits seit dem Jahr 1988 sind Geräte auf dem freien Markt verfügbar, die per Knopfdruck dreidimensionale Strukturen erstellen. Dennoch hat es rund drei Jahrzehnte gedauert, die entsprechenden Verfahren weiterzuentwickeln – und die Technologie für das gesamte produzierende Gewerbe relevant werden zu lassen.

Auch komplexe Formen und Strukturen sind für den 3D-Drucker kein Problem.

Inzwischen stößt die additive Fertigung physikalisch immer seltener an ihre Grenzen: Sowohl Großstrukturen wie ein unlängst gedruckter, 37,7 Meter langer Balken als auch kleinste Einzelteile können auf den Mikrometer genau angefertigt werden. Dazu ist nichts weiter nötig als eine entsprechende Datei. Ein 3D-Drucker fertigt daraufhin aus einem pulverförmigen oder granularen Rohstoff jede beliebige Form an – ohne Mindeststückzahl oder nötige Formen, wie es beim klassischen Spritzgussverfahren der Fall ist.

Hinzu kommt, dass bei 3D-Druckverfahren die einzelnen Strukturen ähnlich wie Zellen bionisch „wachsen“ können und nicht von Formvorgaben abhängig sind, die das Verschrauben oder Verschweißen von Einzelteilen erfordern. Inzwischen gibt es zahlreiche Varianten des 3D-Drucks, jeweils mit eigenen Stärken und Einsatzgebieten: Vom Lasersintern, bei dem die Herstellung via Laserstrahl erfolgt, bis hin zur Stereolithografie, bei der flüssige Kunststoffe durch Licht ausgehärtet werden.

Zahlreiche Startups spezialisieren sich bereits auf die neue Fertigungstechnologie. Beispielsweise fertigt das Unternehmen BEGO USA mit Keramik verblendete Zahnprothesen aus dem 3D-Drucker an. Aber auch in der Raumfahrt und mittlerweile sogar bei Immobilienprojekten kommen gedruckte Fertigungsteile zum Einsatz. Deutsche Unternehmen zählen zu den Vorreitern: Eine branchenübergreifende EY-Studie aus dem Jahr 2016 ergab, dass 37 Prozent aller befragten Unternehmen in Deutschland 3D-Drucktechnologien nutzen – deutlich mehr als in China oder in den USA.

Neue Immobilienkonzepte sind nötig

Diese Technologien haben immense Auswirkungen darauf, wie Produktions- und Logistikflächen genutzt werden. Zum einen rückt die Fertigung der benötigten Teile immer stärker an den späteren Einsatzort. Wenn beispielsweise jedes beliebige Ersatzteil direkt vor Ort von einem additiven Fertigungsmodul gedruckt werden kann, fallen klassische großformatige Zwischenlager weg. Stattdessen sind vor allem kleinere, aber flexiblere Flächen oder Immobilien gefragt, die eine enge Verzahnung zwischen Produktion und Produktionslogistik ermöglichen.

Moderne Unternehmensimmobilien, insbesondere in Gewerbeparks, rücken gleich aus zwei Gründen für die Prozesse des 3D-Drucks in den Fokus. Neben ihrer urbanen Lage ist vor allem ihr hoher Anteil an Flex Spaces relevant: flexible Räume, die sich schnell umrüsten lassen und eine Nutzung als Produktions-, aber auch als Service- oder Lagerfläche ermöglichen. Denn dass gedruckte und vor Ort gefertigte Teile ihre früheren Pendants ersetzen, ist nur der erste Schritt des Strukturwandels.

Mittelfristig werden die Techniken der additiven Fertigung und die neuen Herstellungsverfahren eine komplette Umstellung der Produktpalette bewirken. Für die betroffenen Unternehmen bedeutet dies eine grundlegende Veränderung der Produktionsprozesse – bis hin zu Anpassungen des gesamten Geschäftsmodells. Daher ist es für Startups ebenso wie für etablierte produzierende Unternehmen wichtig, die eigene Immobilie flexibel nutzen und an neue Anforderungen anpassen zu können.