Luftaufnahme der Gwinnerstraße in Frankfurt

Gute Ideen und Motivation

– mehr muss man bei uns nicht mitbringen

Portraitfoto Tatcraft Fabian und Tim
Von der zündenden Idee zum serienreifen Produkt ist es oft ein steiniger Weg. Genau deshalb steht die Frankfurter Agentur Tatcraft jungen Gründern mit Rat und Tat zur Seite.

Während die Produktentwickler gemeinsam mit Start-ups in der hauseigenen Werkstatt Prototypen herstellen, testen und verfeinern, kümmern sich die Marketingexperten um das Branding der Produkte. Auf diese Weise nahmen in der Gwinnerstraße bereits zahlreiche Ideen Gestalt an – und das alles in Rekordzeit.

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Sie beschreiben sich selbst als „Enabler“. Was genau ist damit gemeint?

Fabian Winopal: Der übergeordnete Gedanke bei Tatcraft ist es, Hardwareprodukte aus der Taufe zu heben und vom Ideenstatus zur Serienreife zu bringen. Die mögliche Bandbreite ist groß – ein Elektrofahrrad kann genauso dabei sein wie ein Grow Light für Pflanzen. Einer unserer Resident Member hat auf unseren Flächen und mit den Geräten vor Ort eine ausklappbare Holztreppe entwickelt, die gerade in kleineren Räumen viel Fläche spart. Mit unserem Maschinenpark, in den wir mehr als zwei Millionen Euro investiert haben, setzen wir Projekte wie diese hier um. Wichtig für uns ist dabei der Gedanke der Co-Creation. Der Kunde arbeitet bei allen Prozessen aktiv mit. Wir sehen uns also als Sparringspartner und Projektbeschleuniger. Genauso kümmern wir uns um das Branding, entwerfen Logos sowie Corporate-Design-Manuals und entwickeln Vertriebsstrukturen. Dadurch, dass wir mit allen Maschinen und mit Spezialisten vor Ort sind, entsteht für unsere Kunden ein enormer Zeitvorteil: Oft dauert es bis zur Entwicklung eines serienreifen Produkts nur zwei Monate – inklusive mehrerer Workshops und Testphasen.

Welche Maschinen und Anlagen stehen in der Gwinnerstraße zur Verfügung?

Tim Fleischer: Wir betreiben unter anderem eine komplette Holzwerkstatt mit Maschinen in der Qualität eines größeren Schreinereibetriebs. Dazu zählen unter anderem eine Plattensäge, eine Formatkreissäge, eine Bandsäge, aber auch eine CNC-Fräse, die vollautomatisch auf Basis von Designdateien operiert und mit der wir neben Holz auch Metall bearbeiten können. Zudem verfügen wir auf unseren Flächen unter anderem über einen hochmodernen Wasserstrahlschneider, zwei Lasercutter und einen der größten frei verkäuflichen 3D-Drucker. Dadurch sind wir bestens ausgestattet für die Herstellungsanforderungen verschiedenster Branchen. Wir sind allerdings keine Massenfertiger. Das bedeutet, dass unsere Großmaschinen niemals voll ausgelastet sind und wir grundsätzlich die Möglichkeit haben, zu experimentieren und gemeinsam mit den Kunden das jeweilige Produkt immer weiter zu verfeinern. Unsere Werkstatt steht grundsätzlich auch Handwerkern und Hobbytüftlern offen, die eine Mitgliedschaft bei uns abschließen. Mit anderen Worten: Das einzige, was unsere Kunden mitbringen müssen, sind eine gute Idee und die entsprechende Motivation – alles andere stellen wir bereit.

Kommt es auch zum Austausch der einzelnen Nutzer untereinander?

Fabian Winopal: Das ist sogar ein Kerngedanke von Tatcraft. Wir sehen uns als Plattform, um den kreativen Austausch unserer Kunden und Mitglieder zu fördern. Wir veranstalten mehrere Events im Monat, bei denen Best Cases geteilt und Probleme diskutiert werden können. Oft ist das die Initialzündung für eine langfristige Zusammenarbeit. Außerdem kooperieren wir mit verschiedenen Universitäten und Hochschulen, zum Beispiel mit der Hochschule für Gestaltung in Offenbach oder auch mit dem Fraunhofer-Institut, das wiederum mit seinen lokal fertigenden Start-ups zu uns kommt. Zu unseren Partnern zählt sogar die Deutsche Bundesbank, mit der wir in der Gwinnerstraße Veranstaltungen mit mehreren hundert Teilnehmern durchführen. Wir sind als Community aber auch selbst künstlerisch tätig, und in unserer Werkstatt entstehen Kunstwerke und Ausstellungsstücke, die beispielsweise im Museum für angewandte Kunst in Frankfurt am Main oder auf der Biennale in Bad Homburg zu sehen waren.

Die „Dortmunder Rosen“ vor dem Museum Dortmunder U sind nur eines der Kunstwerke, die in den Hallen an der Gwinnerstraße entstanden sind.

Was sind Ihre weiteren Pläne auf dem Areal?

Tim Fleischer: Seit wir Tatcraft vor zwei Jahren in einem ehemaligen Hausmeisterbüro gegründet haben, sind wir stetig gewachsen. Inzwischen sind aus den anfänglich zwei Mitarbeitern 17 geworden. Von Jahr zu Jahr identifizieren wir uns immer stärker mit dem Gewerbepark, was daran liegt, dass sich bereits mehrere unserer Kooperationspartner hier als Mieter angesiedelt haben. Außerdem betreiben wir auf dem Gelände im „Familienbetrieb“ die Kantine, die inzwischen auch außerhalb des Areals Fans hat. Für das erste Quartal 2020 haben wir die nächsten großen Investments geplant, mit denen wir unser Geschäftsmodell erweitern wollen. Damit geht es für uns ins dritte Jahr – und das ist für die meisten Start-ups das entscheidende. Es bleibt also spannend.

Zur Mittagszeit ist die Kantine gut besucht. Auch Nachbarn der Gwinnerhallen besetzen dann die Tische und wählen aus dem kleinen, liebevoll zubereiteten Speisenangebot.